28 Dez. Eine wissenschaftliche Lektion über Innovation und Start-ups, gelernt aus dem Profiradsport.
Eine wissenschaftliche Lektion über Innovation und Start-ups, gelernt aus dem Profiradsport.
1. Unbequeme Innovations-Zusammenschau:
Der First Mover frisst den Wind und zahlt den Preis.
Die Klügsten lernen im Windschatten und schlagen im richtigen Moment zu.
Zu spät? Dann reisst das Feld ab.
Wo fährst du gerade im Peloton deiner Branche?
2. Die Studie
Kürzlich bin ich auf eine faszinierende wissenschaftliche Studie zum aerodynamischen Luftwiderstand in Radpelotonen gestossen.
Ein internationales Forschungsteam um Bert Blocken untersuchte mit CFD-Simulationen und Windkanaltests das Verhalten von 121 Radfahrern – mit überraschenden Ergebnissen:
- Fahrer tief im Peloton erfahren nur 5–10 % des Luftwiderstands eines Einzelfahrers.
- Der Fahrer ganz vorne trägt nach wie vor 85–95 % des Widerstands.
- Die letzten Fahrer profitieren zwar von geringem Widerstand, tragen jedoch ein erhöhtes Risiko: Stürze, verpasste Ausreissversuche, fehlende Reaktionszeit.
Mit anderen Worten:
Der „beste“ Platz ist weder ganz vorne noch ganz hinten, sondern strategisch innerhalb des Feldes.
In der Welt von Innovation und Start-ups wird oft der First-Mover-Vorteil gefeiert.
Doch Physik und Profiradsport erzählen eine deutlich nuanciertere Geschichte.
3. Die Parallelen
Die Parallelen sind frappant:
- First Mover brechen den Wind: Vision entwickeln, Märkte schaffen, Infrastruktur bauen – bei enormem Energie- und Kapitaleinsatz.
- Fast Follower / Second Mover nutzen den Windschatten: geringere Kosten, schnellere Lernkurven, besseres Timing.
- Spätstarter sparen zunächst Energie, riskieren jedoch, irrelevant zu werden, wenn das Feld beschleunigt oder sich auflöst.
Interessanterweise waren jene Fahrer mit dem geringsten Luftwiderstand nicht passiv.
Im Gegenteil: Sie agierten hochgradig strategisch.
Manchmal ist der klügste Innovationsschritt also nicht:
- der Erste zu sein,
- der Lauteste zu sein,
- oder bis zuletzt zu warten.
Sondern gut positioniert zu sein, wenn der Sprint beginnt.
Meine Frage an euch:
Wo fährst du aktuell im Peloton deiner Branche – vorne, mittendrin oder ganz hinten?

Abb. 1.: Buch-Testimonial von meinem Bruder Tony.

Abb. 2: Ein Rad-Zeitzeugnis vom 15. Juni 2025. Zuger Zeitung. „Niederberger und Rominger“.

Abb. 3: Buch-Testimonial von meinem Bruder Tony.
Quelle: zentralplus.
Abb. 4: Aerodynamic drag in cycling pelotons: New insights by CFD simulation and
wind tunnel testing. Journal of Wind Engineering and Industrial Aerodynamics. Volume 179, August 2018, Pages 319-337.

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