
01 Jan. Hans Küng, sein Wirken reichte weit über die Theologie hinaus
Vor vielen Jahren durfte ich Gespräche mit Hans Küng führen.
Intellektuell brillant, ein wacher Geist und ein inspirierender Gesprächspartner.
Was mich stets speziell imponierte:
Er liess keine These ungeprüft.
Sein Wirken reicht weit über die Theologie hinaus:
– Mitgestalter des Zweiten Vatikanischen Konzils
– Mutiger Kritiker kirchlicher Dogmen
– Brückenbauer zwischen Religionen
– Initiator des Projekts „Weltethos“ – ein Aufruf zu gemeinsamen Werten der Menschheit
Hans Küng zeigte, dass Glaube und Vernunft, Spiritualität und kritisches Denken keine Gegensätze sein müssen.
Eine Begegnung, die mich bis heute prägt.
Abb. 1: Hans Küng, Christsein heute, Widmung an Lars Rominger, Universität Tübingen, 2009.
Ein Zeit-Zeugnis der Begegnung mit Hans Küng im Jahr 2009 an der Universität Tübingen. In einer Ära vor dem Selfie-Zeitalter waren es nicht die flüchtigen Bilder, sondern die lebendigen Gespräche und handschriftlichen Zeichen, die Erinnerung stifteten. So wurde das gesprochene Wort zum Vermächtnis und die Schrift zur Spur des Geistes.
Seine wichtigsten Stationen:
– Konzilstheologe in jungen Jahren
Küng wurde schon mit Anfang 30 als offizieller Konzilstheologe beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) berufen und war einer der jüngsten, aber einflussreichsten Stimmen für eine Reform der katholischen Kirche.
– Ökumenische Brückenbauer
Sein Werk „Die Kirche“ (1967) und „Christ sein“ (1974) machten ihn zu einem der meistgelesenen Theologen weltweit. Er setzte sich leidenschaftlich für die Einheit der Christenheit ein.
– Konflikt mit Rom
Wegen seiner kritischen Haltung gegenüber der Unfehlbarkeitslehre entzog ihm der Vatikan 1979 die kirchliche Lehrerlaubnis. Dennoch blieb er Professor für ökumenische Theologie in Tübingen – ein Symbol für intellektuelle Unabhängigkeit.
– Globales Ethos
In den 1990er-Jahren initiierte er das Projekt „Weltethos“, ein Plädoyer für gemeinsame ethische Grundwerte aller Religionen. Es wurde von der UNO und Weltwirtschaftsforen aufgegriffen und machte ihn zu einer moralischen Stimme über konfessionelle Grenzen hinaus.
– Publizist von Weltrang
Mit Büchern wie „Existiert Gott?“, „Der Anfang aller Dinge“ oder seiner Autobiografie („Erlebte Menschlichkeit“) verband er Theologie, Philosophie, Naturwissenschaften und Zeitdiagnosen.
– Menschliche Haltung
Trotz aller Konflikte blieb Küng für viele ein Hoffnungsträger: kompromisslos kritisch, aber immer dialogbereit, eine Stimme für Vernunft und Spiritualität zugleich.
– Schon 1970 hatte Küng das Unfehlbarkeitsdogma kritisiert
Tübingen, 09.03.2016, Hans Küng fordert «freie Diskussion» zur Unfehlbarkeit des Papstes. (kath.ch) Der Schweizer Theologe Hans Küng lässt nicht locker. Jetzt fordert er auch Papst Franziskus auf, eine Debatte über die Unfehlbarkeit des Papstes zuzulassen. Schon 1970 hatte Küng das Unfehlbarkeitsdogma grundsätzlich kritisiert.
Quelle: kath.ch Link
Summa:
Hans Küng verband akademische Brillanz, ökumenischen Mut und weltweite ethische Visionen, ein Theologe, der weit über die Kirche hinaus Wirkung entfaltete.
Addendum
Leseempfehlung
Abb. 2: Buch „Lebenswerk – Freunde und Theologen zu Hans Küng“ von Stephan Schlensog.
Verlag Herder
1. Auflage 2019
Gebunden mit Schutzumschlag
160 Seiten
ISBN: 978-3-451-38559-9
Bestellnummer: P385591
Rückblick auf das Schaffen und Wirken von Hans Küng
Hans Küng ist einer der wenigen weltweit bekannten und geachteten Theologen unserer Zeit. Beeindruckend ist das Themenspektrum seines theologischen OEuvres, konsequent sein lebenslanger Einsatz für Ökumene, Kirchenreform, interreligiösen Dialog und Weltethos. Anlässlich seines 90. Geburtstags im Jahr 2018 versuchten Weggefährten und Schüler einen Rückblick auf das Schaffen und Wirken dieses herausragenden Denkers. Der Band dokumentiert diesen Rückblick. Die aufgenommenen Beiträge würdigen das vielschichtige Lebenswerk Hans Küngs aus unterschiedlichen Perspektiven und zeigen die bleibende Bedeutung seines Denkens.
Eröffnet wird der Band mit einem Festvortrag der früheren EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann zu Hans Küngs Geburtstag: »Reformation und Toleranz«. Dem folgen Beiträge eines Symposiums zum Werk von Hans Küng; es schreiben: die katholische Theologin Johanna Rahner zu »Kirche und Ökumene im Umbruch«; der Theologe und Küng-Schüler Hermann Häring zu »Hans Küngs Christus- und Gotteslehre«; der Religionswissenschaftler Perry Schmidt-Leukel zu »Hans Küngs Impulse zur Theologie der Religionen «; der Wirtschaftsphilosoph Claus Dierksmeier zur Frage »Wie überzeugt man Atheisten und Agnostiker vom Weltethos?«. Den Abschluss bildet »Wege zum Weltethos« des Theologen und jahrzehntelangen Küng-Weggefährten Stephan Schlensog.
Mit Beiträgen von Claus Dirksmeier, Hermann Häring, Margot Kässmann, Johanna Rahner, Stephan Schlensorg, Perry Schmidt-Leukel
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