Lehrreicher Bildungs-Talk mit Claudia Hegglin

Lehrreicher Bildungs-Talk mit Claudia Hegglin

Claudia Hegglin
GIBZ Gewerblich-industrielles Bildungszentrum Zug
Fachstelle Lernbegleitung Verantwortliche: Kurse/Talente
Lehrperson Allgemeinbildender Unterricht.
“Mit ihrer Arbeit will Claudia Hegglin als Leiterin der Begabungsförderung am GIBZ junge motivierte Berufslernende unterstützen, um einerseits Nachwuchsförderung zu leisten und andererseits den Wirtschaftsstandort zu stärken. Die Attraktivität der Berufsbildung kann anhand guter Resultate an Wettbewerben natürlich unterstrichen werden.” Quelle: Auszug aus der Medienmitteilung der GIBZ Gewerblich-industrielles Bildungszentrum Zug. “Talentförderung am GIBZ”, Zug, 02. Mai 2022. Link

Prolog
Claudia leistet an der GIBZ eine ausgezeichnete Arbeit zur optimalen Entwicklung der Lernenden.
Im Innovations-Blog der zentralplus durfte ich bereits über einige ihrer hervorragenden und beeindruckenden Projekte berichten.
Vgl. bitte nachfolgender Link: https://www.zentralplus.ch/blogs/innovations-blog/
Ich freue mich deswegen sehr auf den Schul-Talk mit Claudia.


Abb.1: Gesprächsgruppe: v.l.n.r. Matthias Püntener, Daniel Schmidlin, Claudia Hegglin, Christoph Wildhaber, Raphael Alt (Bild: lar). Innovation in der Küche. Peterli-Parfüm und Co. Claudia Hegglin, die Koordinatorin der Talentförderung im Bereich Berufspraxis und Leiterin Kurse an einer Zuger Berufsschule, trifft Christoph Wildhaber, den Berufsverantwortlichen der Köchinnen und Köche und sein Team zum Gespräch. Darin geht es beispielsweise um selbstgemachte Schokolade oder um das perfekte Brot, aber auch um eher ungewöhnliche Produkte wie ein Peterlisorbert.
Quelle: https://www.zentralplus.ch/blog/innovations-blog/peterli-parfuem-und-co/

 


Abb. 2: Claudia Hegglin hielt im Winter 2021/22 ein überzeugendes und spannendes Referat zum Thema «Individuelle Lernbegleitung».

 

Abb. 3: Welches Lehrmittel ist besser?
Im Bildungs – Talk mit Claudia Hegglin im Café Treichler in Zug.
– Saechtling. Kunststoff Taschenbuch. Ernst Schmachtenberg, Tim A. Oswald, Sigrid Brinkmann, Erwin Baur. Carl Hanser Verlag. 31. Ausgabe. ISBN: 978-3-446-40352-9
– Allgemeinbildung. Gesellschaft I Sprache und Kommunikation I Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenz. Ausgabe Zug. Peter Wyss, Raphael Weiss, Karl Uhr u.a.; 6. Auflage 2022. ISBN 978-3-0355-2042-2

Interview

Lars Rominger:
Hast Du Dich heute schon um den Zustand der Welt gesorgt?

Claudia Hegglin:
Natürlich gehen die zahlreichen schwierigen Situationen auf der Erde nicht an mir vorbei. Sorgen versuche ich mir aber nicht zu machen, viel eher probiere ich an Lösungen zu denken. Den Weltzustand meinen wir am einfachsten über den Medienkonsum mitzubekommen. Vor allem seit der Corona-Pandemie konsumiere ich Medien weniger häufig und wenn, dann gezielter und breiter. So viele negative Schlagzeilen tun mir nicht gut. Ich wage zu behaupten, dass das vielen Menschen so geht. In meinem Alltag kann ich dort, wo ich tätig bin und wo ich direkt mit meinen Mitmenschen in Kontakt bin, etwas bewirken.

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Lars Rominger:

Gelingt es Dir, Deinen Werdegang in drei Sätzen zu beschreiben?

Claudia Hegglin:
Die Primarlehrerinnenausbildung im Seminar Bernarda in Menzingen bildet die Grundlage meiner beruflichen Laufbahn. Nach fünfjähriger Unterrichtspraxis auf der Mittelstufe 2 begann ich in einem unbezahlten Urlaub das Studium in Erziehungswissenschaften an der Universität Zürich, welches ich jedoch abbrach, um mich der Berufsbildung widmen zu können. Als Quereinsteigerin unter den Lehrpersonen für allgemeinbildenden Unterricht am GIBZ fasste ich schnell Fuss und absolvierte die berufsbegleitende Ausbildung zur Berufsschullehrperson.

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Lars Rominger:
Was zeichnet eine gute Lehrperson aus?

Claudia Hegglin:
Für mich muss eine gute Lehrperson auf ihre Lernenden eingehen können. Dies bedingt genaues Hinhören und Analysieren. Schlussendlich gelingt Unterricht durch intakte Beziehungen zwischen Lehrenden und Lernenden. Somit muss eine gute Lehrperson bereit sein, die Beziehung zu den Lernenden stets zu pflegen. Zudem brauchen Lehrpersonen fundiertes Fachwissen. Sie müssen aber nicht «alles» wissen. Vielmehr müssen sie wissen, wie sie sich Wissen aneignen können und Freude am Lernen haben, sodass sie diese Freude mühelos weitergeben können.

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Lars Rominger:

Was bedeutet für Dich «Bildungsqualität»?

Claudia Hegglin:
Ich verstehe darunter alle Parameter, welche Bildung ausmachen. Dazu gehören u.a. die Lehrpersonen und deren Ausbildungen, Bildungspläne, Infrastruktur und die Elternbildung. Wenn die Güte dieser Parameter untersucht wird, kann etwas über die Qualität der Bildung ausgesagt werden. Natürlich soll es das Ziel sein, dass wir in allen Bereichen, welche die Bildung prägen, ein möglichst hohes Qualitätsniveau anstreben.

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Lars Rominger:
Welche Lehrperson hat Dich am meisten beeindruckt und weshalb?

Claudia Hegglin:
In meiner Schulbiografie hatte ich das Glück meistens von Lehrpersonen betreut, gefördert und gefordert zu werden, welchen die Beziehungsarbeit wichtig war. Ausserdem konnte ich von jenen Personen viel profitieren, die sich leidenschaftlich im Unterrichtsgeschehen involvierten. Dies gelang durch mitreissendes Singen, Vorturnen, beim Geschichtenerzählen, indem sie ihre Talente demonstrierten und sich ernsthaft für uns Lernenden interessierten.

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Lars Rominger:
Kannst Du uns ein Talentförderungs-Beispiel schildern, dass Dich bei Deiner Arbeit am meisten bestärkt hat?

Claudia Hegglin:
Ohne ein einzelnes Beispiel hervorzuheben, weiss ich aber, was mich bei der Arbeit der Talentförderung immer wieder aufs Neue bestärkt. Wenn ich Lernende, die ein ausserordentliches Vorhaben aus ihrem Berufsfeld umsetzen, begleiten darf, sehe ich ein Feuer für den jeweiligen Beruf und das Projekt. In den Resultaten widerspiegelt sich ihre Idee, ihr Einsatz und Können. Diese jungen Leute arbeiten mit viel Ausdauer und intrinsischer Motivation an ihrer Performanz. Es ist ein Privileg für mich, live dabei sein zu können, wenn solche Bestleistungen entstehen. Gleichzeitig sind es dann diese Projekte wie z.B. Hydrolab (Link), Koch- und Frisurenwettbewerbe (Link), Bionic Hand oder gute Resultate bei Berufsmeisterschaften, über die ich berichten darf und die Werbung für die duale Berufsbildung sind. In einer Zeit, in der viele Eltern eine gymnasiale Ausbildung für ihre Kinder wünschen, ist es wichtig aufzuzeigen, dass eine Berufslehre die Lernenden zu exzellenten Leistungen führen und der Grundstein für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn sein kann.

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Lars Rominger:
Welches Buch liest Du momentan?

Claudia Hegglin:
Ich lese das Buch «Kritisches Denken und Problemlösen, Grundkompetenzen für lebenslanges Lernen» des hep Verlags. Als Praktikumslehrperson der Pädagogischen Hochschule Zürich gehören die Bücher zum 4K-Modell (vier Kompetenzen, welche für Lernende im 21. Jahrhundert von herausragender Bedeutung sind: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken) zur zentralen Lektüre.

4K kompakt Band 3
Kritisches Denken und Problemlösen
Grundkompetenzen für lebenslanges Lernen
Manfred Pfiffner, Saskia Sterel, Claudio Caduff

Erscheinungsdatum: 01.06.2022
Verlag: Hep verlag
Seitenzahl: 88
Auflage: 1. Auflage
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-0355-1658-6

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Lars Rominger:
Welche Frage würdest Du noch gerne beantworten?

Claudia Hegglin:
Gerne würde ich mich selbst noch folgendes fragen:
Welches Schulfach sollte eingeführt werden?

Antwort von Claudia Hegglin:
Wenn ich so viel Mitsprache hätte, würde ich versuchen der Frage nachzugehen, was uns Menschen nachhaltig glücklich macht. Dazu gehörten Inhalte wie Sinnhaftigkeit, Reflexion, Achtsamkeit, Dankbarkeit, Zivilcourage, Respekt, Life-Balance, Resilienz und Nächstenliebe.

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Schliessen möchte ich mit einem Zitat von Heinrich Heine, dass die enorme Wichtigkeit von Bildung wunderbar auf den Punkt bringt: “Geld ist rund und rollt weg, aber Bildung bleibt.”

Herzlichen Dank für das aufschlussreiche und lehrreiche Gespräch über Bildung!

Lars Rominger, Dezember 2022

2 Comments
  • Margaritha Boesch
    Posted at 13:39h, 22 Juli Antworten

    Gratulation – Claudia Hegglin! Sie sind ein Vorbild für die Lehrerschaft.
    Meines Erachtens müsste es in der Lehrerausbildug ein Schulfach geben: Wie begegne ich meinen Schülern auf Augenhöhe ( oder so)?
    Ich selber motiviere Kinder in meinem Umfeld zu einer Berufslehre und bestärke jene, die diesen Weg bereits gewählt haben.

    • Lars Rominger
      Posted at 14:48h, 22 Juli Antworten

      Herzlichen Dank Margaritha für solch ein Feedback von einer versierten Lehrerin! Darüber wird sich Claudia Hegglin bestimmt sehr freuen.

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