Bemerkenswerte Biografie über Albert Einstein

Bemerkenswerte Biografie über Albert Einstein

Alexis Schwarzenbach hat die teilweise neuen Quellen für sein Buch sehr sorgfältig und gewissenhaft ausgewählt. Es ist ihm gelungen, ein facettenreiches und differenziertes Bild von Einstein zu zeichnen, die auch dessen oft vernachlässigte Schweizer Zeit integriert und ohne Sentimentalität darstellt. Die Schweiz, deren Bürger der 21jährige Albert Einstein 1901 geworden war, weigerte sich 1933, dem von den Nazis Enteigneten beizustehen. Ihre Asylpolitik war für ihn eine bittere Enttäuschung, doch schon zu Beginn hatte Albert einiges durchzustehen. Seine langsame Sprachentwicklung bereitete seinen Eltern einige Sorgen. Zuerst sagte er lange Zeit gar nichts, und als er schliesslich zu sprechen begann, sagte er jeden Satz doppelt, zuerst leise für sich, quasi zum Test, und erst danach laut und deutlich. Das Hausmädchen nannte Albert wegen seiner Marotte frech den «Depperten»*. Doch trotz dieser Anlaufschwierigkeiten wurde Albert letztlich ein guter Schüler. Nach Einsteins Tod hält die Neue Zürcher Zeitung am 20. April 1955 fest: «Amerika ist stolz darauf, 22 Jahre lang Albert Einsteins Wahlheimat gewesen zu sein.» Der Tod des Physikers habe nicht nur Präsident Eisenhower zu einer Erklärung, sondern auch die Presse zu «seitenlangen Darstellungen seines Lebens» veranlasst. In der Schweiz aber passierte nichts dergleichen. Weder der Bundesrat noch die Regierungen der Kantone Aargau oder Zürich gaben Erklärungen ab, auch dann nicht, als klar wurde, dass sowohl die Moskauer «Prawda» als auch der deutsche Bundeskanzler in den Reigen internationaler Lobpreisungen eingestimmt hatten. Alexis Schwarzenback sichtete unzählige Quellen, von denen viele in bisherigen Biographien über Albert Einstein nicht berücksichtigt wurden. Es verhält sich somit nicht so, dass der Autor alten Wein verwässert und dann in neue Schläuche abfüllt. Es kann davon ausgegangen werden, dass selbst ausgewiesene Einstein-Kenner in diesem Buch auf Neuigkeiten stossen, die ihr Bild des Entdeckers der Relativitätstheorie verändern könnte. Fazit: Eine gelungene Mischung aus wissenschaftlicher Arbeit und Storytelling.
*Ernst G. Straus zit. in Albrecht Fölsing, Albert Einstein. Eine Biographie, Frankfurt am Main 1995. S.24.

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