Eine ketzerische Relativierung. Oder: Wie der barmherzige Samariter zur puren Lebenslust führt

Eine ketzerische Relativierung. Oder: Wie der barmherzige Samariter zur puren Lebenslust führt

Der barmherzige Samariter

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter zählt zu den bekanntesten Erzählungen Jesu im Neuen Testament. Das Gleichnis wird im Evangelium des Lukas (Lk 10,25–37 EU) überliefert und gilt als Appell zur tätigen Nächstenliebe.

Ein Schriftgelehrter stellt Jesus die Frage, was zum Erwerb des ewigen Lebens zu tun sei. Jesus fragt ihn nach den diesbezüglichen Aussagen der Tora. Darauf zitiert der Schriftgelehrte das Schma Jisrael als das zentrale jüdische Glaubensbekenntnis mit der Aufforderung zur Gottesliebe (Dtn 6,5 EU) und verbindet es mit dem Gebot der Nächstenliebe (Lev 19,18 EU):

„Höre Israel, der Ewige ist Gott, der Ewige ist einzig. (Dtn 6:4) Gepriesen sei Gottes ruhmreiche Herrschaft immer und ewig! (mJoma 6:2) Darum sollst du den Ewigen, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. (Dtn 6:5)“

– Das jüdische Gebetbuch; Hsgb. v. J. Magonet und W. Homolka; Gütersloh 1997

„Du sollst dich nicht rächen, auch nicht Zorn halten gegen die Kinder deines Volkes. Liebe deinen Nächsten, wie du dich selbst liebst. Ich, der Ewige.“

– Lev 19:18

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.“

– Lk 10,27

Auf Jesu Aufforderung, so zu handeln, um zu leben, fragt ihn der Schriftgelehrte, wer denn sein Nächster sei. Daraufhin entfaltet Jesus die Beispielerzählung:

Paula Modersohn-Becker, 1907

Ein Mann auf dem Weg von Jerusalem hinab nach Jericho geriet unter die Räuber, die ihn ausplünderten und schwerverletzt liegen ließen. Ein vorüberkommender Priester sah den Verletzten und ging weiter, ebenso ignorierte ihn ein Levit. Schließlich sah ein Samaritaner den verletzten Mann, erbarmte sich, versorgte dessen Wunden und transportierte ihn auf dem Reittier zur Herberge. Dort gab er am folgenden Morgen dem Wirt zwei Denare und beauftragte ihn mit der weiteren Pflege, verbunden mit der Zusage seiner Wiederkehr und der Erstattung weiterer Kosten.

Anschliessend fragt Jesus, wer von den dreien dem Überfallenen der Nächste gewesen sei. Der Schriftgelehrte erkennt den Sachverhalt und antwortet, dass es der Samaritaner gewesen sei. Daraufhin fordert Jesus ihn auf, ebenso wie jener zu handeln.

 

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